LEICHTE SPRACHE

Monitoring 2020

Leichter Anstieg der rechten Gewalt in Schleswig-Holstein

zebra – Zentrum für Betroffene rechter Angriffe präsentiert die Ergebnisse des landesweiten Monitorings für 2020

Seit Beginn des Jahres 2017 wird von zebra – Zentrum für Betroffene rechter Angriffe ein systematisches und unabhängiges Monitoring durchgeführt.

Die daraus resultierende Statistik beinhaltet Körperverletzungen, massive Sachbeschädigungen sowie andere Gewalttaten mit erheblichen Folgen, denen eine politisch rechte, rassistische oder antisemitische Motivation zugrunde liegt.

Im Jahr 2020 wurden von zebra 79 rechte, rassistische und antisemitische Gewalttaten registriert, von denen 153 Menschen betroffen waren.

Im Vergleich dazu wurden 2019 von unserer Beratungsstelle 57 Vorfälle (mit Nachmeldungen 64) registriert.

Menschen, die von Rassismus betroffen sind, sowie politische Gegnerinnen und Gegner stellen weiterhin die beiden zentralen Betroffenengruppen dar. Auch 28 Kinder und Jugendliche waren von solchen Vorfällen betroffen.

Die aktuellen Zahlen bestätigen, dass es sich bei rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt um ein Phänomen handelt, das in der ganzen Breite des Landes vorkommt.

Kai Stoltmann, Berater bei zebra – Zentrum für Betroffene rechter Angriffe, sagt dazu:

„Die Zahl rechter Angriffe befindet sich in SchleswigHolstein trotz Corona auf einem anhaltend hohen Niveau. Von einer Entspannung kann während der Pandemie keine Rede sein.“

Zur den erfassten Taten ergänzt er:

„Am Rande einer Parteiveranstaltung der AfD ist am 17. Oktober 2020 in HenstedtUlzburg ein Auto gezielt in die Gegenkundgebung gelenkt worden. In der Antwort auf eine Kleine Anfrage zu ‚Politisch Motivierte Kriminalität – Rechts‘ im Jahr 2020 wird diese Tat von der Polizei jedoch nicht genannt. Daran wird erneut deutlich, wie wichtig ein zivilgesellschaftliches Monitoring ist, bei dem auch Nachmeldungen berücksichtigt werden.“

Das Monitoring für SchleswigHolstein basiert auf den Kriterien des VBRG – Verband der Beratungsstellen für Opfer rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt. Demnach liegen den Zahlen direkte Kontakte mit den Betroffenen oder aber externe vertrauenswürdige Quellen zugrunde. Trotz dieser Vorgehensweise ist von einem großen Dunkelfeld auszugehen, die genannten Zahlen stellen somit nur die Spitze des Eisbergs dar.

Die Statistik von zebra wird mit den Daten des Landeskriminalamtes abgeglichen. Der Anstieg unserer Zahlen könnte auch an einer Verbesserung der verwendeten Methodik liegen. Erfahrungsgemäß könnte es in den kommenden Monaten noch zu Nachmeldungen von Taten kommen, die im Jahr 2020 begangen wurde.